Technologie am Handgelenk

Anfang der 90er Jahre absolvierte ich meinen ersten Triathlon. Bis dahin waren meine Ausdauererfahrungen eher spärlich. So entschied ich mich seinerseits an der Sporthochschule in Leipzig einer Leistungsdiagnose zu unterziehen. Einen ganzen Tag durfte ich Laufen, Radfahren und diverse Beweglichkeitsübungen absolvieren. Als Ergebnis hielt ich dann eine genaue Analyse meiner individuellen Leistungswerte in der Hand, den Pulsbereich für Grundlagenausdauer 1 und 2 sowie meine individuelle anaerobe Schwelle.

Seither sind Pulsuhren mein ständiger Begleiter im Training und Wettkampf. Als 2006 meine Polaruhr nach über 10 Jahren nicht mehr richtig funktionierte, bekam ich über eine Laufzeitschrift eine neue Polar RS800 gestellt (das ist eine Geschichte, die ich ein anderes Mal schreibe).

Mit Zunahme der Leistungsfähigkeit der Smartphones nutzte ich 2014 zunächst zusätzlich eine Laufapp. Aber kurze Laufzeiten, Ungenauigkeiten und Probleme mit dem externen Brustgurt ließen mich von einer (wasserdichten) GPS-Pulsuhr träumen. Und damit fing die Recherche an. Welches Modell soll es sein? Was benötige ich? Wo sind Unterschiede? Funktionieren die überhaupt richtig?

Antwort auf die letzte Frage: Ja, sehr gut.

Doch eins vornweg, es gibt nicht DIE perfekte Uhr, alle Uhren haben ihre Stärken und (kleine) Schwächen. Die großen Hersteller sind Polar, Garmin, Suunto und neuerdings TomTom. Doch welche kaufen?

Am Anfang stand für mich die Frage, welche Funktionen wichtig sind. Zunächst ganz einfach:

  • Messung und Aufzeichnung der Pulsfrequenz
  • Speicherung der Strecken per GPS
  • Wasserdicht fürs Schwimmen

fenix2Bei der Pulsmessung gehen die Entscheidungen dann schon los. Was früher einfach war, ist heute kompliziert. Moderne Uhren arbeiten in einem Frequenzband, dass die Pulswerte im Wasser nicht überträgt. Es gibt nur wenige Uhren, die den Puls im Wasser messen. Polar hat z.B. ein Modell, bei dem die Werte im Sensor gespeichert werden und erst nach dem Schwimmen an die Uhr gesendet werden (Polar V800). Des Weiteren gibt es einige Uhren, die den Puls am Handgelenk statt mit einem Brustgurt messen (TomTom).

Bei GPS ist es zunächst einfach, entweder die Uhr hat GPS oder nicht. Die Auswahl an Uhren ist dann immer noch groß und unübersichtlich.

So stand als nächster Punkt auf meiner Liste

  • die Akkulaufzeit

Da ich sowohl beim Radfahren aber vor allem auf der Triathlon-Langdistanz zeitlich lange unterwegs bin, musste der Akku der Uhr deutlich über 12 Stunden halten. Am besten sind 24 Stunden. Damit fallen bereits viele Uhren durch das Raster, denn es gibt nur wenige Uhren, die das können.

Meine große Schwäche ist das Laufen. Ich habe mich sehr mit der Technik des Laufens beschäftigt und mir im letzten Jahr auch einen Lauftrainer geleistet. Eine Uhr, die Auskunft über meine Laufeffizienz Auskunft gibt, ist da hilfreich. Parameter sind:

  • Schrittfrequenz
  • Bodenkontaktzeit
  • Schrittlänge

Diese Parameter werden i.d.R. über den Brustgurt erfasst, Uhren die ausschließlich am Handgelenk messen können das nicht.

Damit nicht genug. Um schneller beim Laufen zu werden muss die Uhr das Intervalltraining unterstützen:

  • Intervalltraining nach Strecke
  • Intervalltraining nach Zeit

Ideal ist es, wenn die Uhr durch Signal oder durch Vibration am Handgelenk den Start und den Ende der Intervalls angibt. Wenn man z.B. 30 mal 20 Sekunden mit 40 Sekunden Pause Maximaltempo trainiert, ist der ständige Blick auf die Uhr nervig. Die Vibration am Handgelenk ist da sehr hilfreich. Damit war im Übrigen die Suunto Ambit 3 aus dem Rennen.

Für mich weniger relevant aber heute bei einigen Uhren dabei ist die Wegstreckenaufzeichnung beim Schwimmen in der Halle. Im Training für mich unwichtig war es doch beim 10 Kilometerschwimmen im Oktober eine große Hilfe, die Strecke exakt zu vermessen.

Weiterer Parameter: Der Tragekomfort. Der wird oft unterschätzt. Ich bin in einigen Sportläden gewesen, es gibt ja keinen der alle Modelle führt, und habe den Sitz geprüft. Die Polar V800, mein eigentlicher Favorit der auch Pulswerte im Wasser speichert, saß einfach unbequem. Der Hauptgrund, warum ich mich gegen die Uhr entschieden habe.

Weitere Funktionen moderner Uhren, die für mich aber zunächst nicht entscheidend waren, sind u.a.:

  • Barometrischer Höhenmesser, für Bergwanderungen empfehlenswert und exakte Höhenmeter beim Radfahren
  • Navigation sowie Wegpunkte fürs Wandern
  • TrackBack (eine Funktion, die einen auf demselben Weg zurück zum Ausgangspunkt führt)
  • Bluetooth zur Anbindung ans Smartphone
  • Synchronisation via WLAN (das vermisse ich ein wenig bei meiner Uhr)
  • Unterstützung von ANT+ Sensoren z.B. fürs Radfahren (cool, habe jetzt meinen Tacho abgebaut)

Die Liste ist sicherlich nicht vollständig, gibt aber einen guten Einblick in meinen Auswahlprozess.

connectDer letzte Punkt und nicht weniger wichtig als die Uhr selbst, ist das Webportal. Moderne Uhren sind nichts, ohne ihre Webportale. Dort werden alle Informationen gespeichert und können detailliert ausgewertet werden. Hier können Strecken und Wege festgelegt und auf die Uhr übertragen werden, Uhreneinstellungen vorgenommen werden und auch die – für mich wichtigen – Intervalltrainings designt werden.

Das schöne ist, dass man sich auch ohne Uhr in den Portalen anmelden kann. Mein Tipp: vor dem Kauf auf dem Portal schon mal umsehen und die Funktionen prüfen.

In einem ersten Schritt waren die Polar V800, die Suunto Ambit3 und die Garmin fenix 2 in meiner engeren Wahl. Letzendlich entschied ich mich für die fenix 2 und bin sehr zufrieden. Das Nachfolgemodell fenix 3 ist auch auf dem Markt und soll einen Schritt Richtung Smartwatch gehen.

Apropos Smartwatch: Die Smartwatches werden den Markt der Sportuhren ordentlich durcheinander wirbeln, auch wenn das noch einige Jahre dauern wird. Die Parameter, nach denen eine Uhr ausgewählt wird, werden sich dann aber kaum ändern.

Kommen wir zum Abschluss zum Preis. Die Uhren sind teuer, keine Frage. Ich habe sie mir deshalb zu  Geburtsnachten (Geburtstag und Weihnachten) schenken lassen, so hat sie nur die Hälfte gekostet. 🙂

Alles in allem können die Uhren heutzutage eine ganze Menge. Da keine Uhr perfekt ist, hilft es, sich am Anfang die wirklich wichtigen Merkmale zu überlegen und auch mal die Webportale anzuschauen. Und wenn dann die Entscheidung steht, heißt es schnell noch auf den Wunschzettel für Weihnachten.

Bildquelle: (c) dastridream.de
Screenshot: (c) garmin.com

4 Kommentare

  1. So ich habe eine wasserdichte Stoppuhr fürs Schwimmen .Für den Triathlon nehme ich meine Rad-Tacho-Puls-Uhr dazu. Und neuerdings beim Training nehme ich für das laufen und radfahren mein Handy dazu.

    svon
  2. Ich arbeite auch mit einem herkömmlichen Radcomputer und einer Pulsuhr von Sigma. Im Training nutze ich zusätzlich eine App im Smartphone. Im Wettkampf haben mir die Angaben bis zum CST 2015 auch völlig gereicht. Das einzige was ich noch bräuchte ist eine Geschwindigkeitsmessung pro Kilometer. Das wäre ein guter Aspekt für eine solche Uhr. Im Training übernimmt das die App und ich bin von der Geschwindigkeit beim laufen auch ziemlich abhängig.

    avon
  3. Ich habe bislang alles mit dem Handy und der App runtastic gemacht. Nachdem ich aber beim Schwimmen (ob Freiwasser oder in der Halle) eine Erfassung der Distanz echt vermisse, wollte ich mir nun auch eine “richtige” Sportuhr zulegen. Tja, und da ich wohl nicht die typische Frau mit dem Wunsch nach einer Louis Vuiton zum Geburtstag oder Weihnachten bin, lautete mein Wunsch – eine Sportuhr, die ich für alles nutzen kann – ob Wandern, Triathlon, Spinning etc. Nach langen Recherchen und auch dem hilfreichen Artikel von Dvon bin ich gestern in einem Sportgeschäft gewesen und mußte schnell feststellen, dass die Passform absolut entscheidend ist. Mein Favoriten waren die Polar V800 und die Garmin Fenix 3. Die Fenix ist aus meiner Sicht nichts für Frauen – sie ist extrem groß und sitzt am Armgelenk schlecht. Die Polar V800 saß ganz gut aber die Verkäuferin riet mir zu einer völlig anderen Uhr – die Garmin Forerunner 920XT. Die echt sehr kompetente Dame ist selbst Triathletin und hat schon diverse Uhren ausprobiert und ist mit der Garmin absolut zufrieden. Eine kurze Einweisung ins Internetportal habe ich auch bekommen und dann stand meine Entscheidung für diese Uhr auch schon fest. Ich bin mal gespannt wie lange ich brauche um alle Funktionen der Uhr zu kennen, aber an Weihnachten habe ich ja dann Zeit….

    susan
    1. Hört sich ja vielversprechend an:

      – Laufeffizienz¹ Werte, einschließlich Schrittfrequenz, vertikale Bewegung und Bodenkontaktzeit
      – VO2max-Berechnung², Lauf-Prognose und Erholungsratgeber
      – Schwimmdistanz, Pace, Schwimmstilidentifizierung, Anzahl der Schwimmzüge, Übungsaufzeichnung und Erholungs-Timer
      – Smartphone Benachrichtigungen³ zum Anzeigen von Email-, SMS- und anderen Alarmen direkt auf der Uhr
      – Online-Funktionen4: Automatischer Upload auf Garmin Connect™, Live-Tracking, Weitergabe über soziale Medien

      dvon

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