Der Rennbericht vom 22.OEM müsste meiner Erwartung her, sich sehr langweilig und unspektakulär lesen.
Aber nun mal ganz von vorne. Wir buchten schon im Vorfeld in Königstein eine schöne Ferienwohnung. Diese mieteten wir für die Woche vor dem Rennsonntag. Urlaub in den Bergen ist nur schön wenn auch das Wetter mitspielt. Entgegen der Vorhersage konnten wir richtig schöne Urlaubstage in der sächsischen Schweiz verbringen. Wanderungen mit extremen Höhenmetern waren an der Tagesordnung und mit Sonnenschein und Temperaturen knapp über 20 Grad Celsius wirklich schön.
Zum Training bin ich kaum gekommen, musste mich regelrecht dazu zwingen und auch das lief genau wie in Berlin, sehr schlecht, gequält und Schei..! Ich fühlte mich seit dem BER Airport Night Run schwach, dass war dann auch der Grund für die Vorhersage von einer Zeit um die 4:20h und ihr könnt mir glauben das habe ich bis kurz vor dem Start auch nur für realistisch gesehen.
Ich stellte mir die Frage ob ich überhaupt starten sollte und ging damit meiner Familie richtig auf die Nerven! Knieprobleme und Magen-Darm Kummer war da echt das kleinste Übel.
Der Samstag stand im Zeichen der Erholung und Entspannung in dem Spaßbad in Pirna. Ein paar Meter geschwommen ansonsten nur faul rumgelegen.
Abends wollte ich mich eigentlich früh ins Bett legen, aber klar, dass man nach so einem ruhigen Tag, nicht einfach so einschläft. Nach gefühlten 50 Seiten lesen fielen die Augen dann doch endlich zu.
Am Raceday stand ich verdammt früh auf und tapte die sensiblen Körperteile. Frühstück gegessen und Koffer ins Auto packen. Ab durch Königstein über den Marktplatz zum Elbufer. Es war schon recht voll und verdammt kalt, das Thermometer zeigte ca. 7 Grad Celsius und Wind war auch aufgekommen. Es fühlte sich wesentlich kälter an! Meine Frau hatte mir noch ihre Jacke gegeben damit ich wenigstens nicht komplett ausgekühlt am Start stehe. Es gab im Startbereich noch heißen Tee, der von innen seinen Dienst verübte. So, die Temperatur passte jetzt.
Vor dem Start noch einige Fotos von der Umgebung und vom Starterfeld gemacht und von der Familie verabschiedet.
Ein Schlachtplan zum Treffen auf der langen Distanz hatten wir ausgemacht und mein Sohn d@dtd sollte wieder den Navigator spielen.
Pünklich ertönte der Startschuß und gleichzeitig das Dampferschiffshorn, Gänsehaut und der Königstein-Dresden Oberelbemaraton begann. Ich ordnete mich bei den Zeitläufern 3:30h ein und lief die ersten Kilometer in der Traube um diese. Die Geschwindigkeit lag um die 5:20 pro Kilometer und ich fragte mich ob man das dann schaffen könnte. Ich persönlich hatte mit einer Zeit so um die 4:00h gerechnet. Ich schrieb ja bereits das ich in diesem Jahr nicht einmal über die HM-Distanz gegangen bin und mein Trainig auch nicht so gut lief. Dvon Rechnung war eigentlich für eine Marathondistanz 2xHM + 0:30H wäre bei mir 1:40h+1:40h+0:30h = ca. 3:50h!
Um nochmal auf die „Traube“ um den Zeitläufer 3:30h zu kommen, es war eng und wer die Strecke kennt weiß das man nicht viel Platz nebeneinander hat, die Geschwindigkeit war auch nicht so schnell wie ich laufen konnte. Ich fing an zu rechnen und zu überlegen, überhole ich die Traube und lass mich später einholen oder bleibe ich in der Traube und riskiere einen Sturz aus Platzmangel. Ich entschied mich für’s überholen mit der Gefahr zum überpacen, aber zum Anfang wollte ich minimum 5 Min/k laufen und nicht mehr! Trotz der Anstiege des ersten Drittels könnte ich konstant meine 4:40/k laufen und war guter Dinge.
Ein Läufer mit fast der gleichen Geschwindigkeit tauchte neben mir auf und wir pushten uns gemeinsam bis nach Pirna. Er hatte einen anderen Laufstil, größere Schrittlänge und es sah so locker aus. Ich nahm ihn als Pacemaker und hoffte lange mit ihm zusammen laufen zu können.
10k geschafft, 15k geschafft und Kilometer 18 Einlauf in die tolle Altstadt von Pirna, ein tolles Gefühl! Zum ersten meine Familie und zum zweiten Zuschauer/Puplikum! Es hat super geklappt, so das sie sich an zwei Punkten optimal stellen konnten um mich anzufeuern. Danke für die Motivation, besonders in der Phase wo es schwer werden sollte. Nach Pirna, kurz vor der HM-Distanz standen sie zum dritten mal um mir „Dampf“ zu machen.
Die Hälfte war überstanden und meine Zwischenzeit war schneller als in Berlin zum Halbmarathon, wie konnte das sein trotz Berge und dem Gegenwind. Ich war mit immer noch ca. 4:40/k unterwegs und nochmal die gleiche Strecke vor mir. 7 Minuten schneller als im letzten Jahr. „Das kann doch nicht gut gehen!“ Sagte ich zu mir.
Nur einige Kilometer später musste ich eine lange einsame Strecke absolvieren, ich war plötzlich alleine, mein Pacemaker, der mich förmlich bis kurz nach Pirna zog verabschiedete sich mit großen Schritten von mir, ich konnte sein Tempo nicht mehr mitgehen und lies ihn ziehen. Schließlich wollte ich mich jetzt noch nicht komplett verausgaben. Es passierten mich zwei Ultraläufer, deren Geschwindigkeit konnte ich auch nicht mitgehen!
Gerade in dieser Phase hatte ich mir das anders vorgestellt, dort wollte ich eigentlich mit Anschluß laufen! Doch leider passte es nicht. Kam jemand von hinten, war er zu schnell, überholte ich jemanden war er deutlich langsamer, demnach blieb mir nichts anderes übrig als mich alleine durchzukämpfen. In diesem Abschnitt spürte ich die Traube von den 3:30h Läufern hinter mir, doch ich wollte und konnte mich nicht umdrehen.
Wieder ein Punkt den d@dtd und ich 2016 schon angesteuert hatten, kurz nach einem Campingplatz und tatsächlich stand dort meine Familie. Dank der auffälligen Jacke meiner Tochter konnte ich sie rechtzeitig erkennen und abklatschen. Motivation pur!
Bei Kilometer 32 hatte ich plötzlich meinen Pacemaker vom ersten Drittel wieder vor mir und ich kam ihm näher. Was war mit ihm los? Hatte er Probleme? Keine Ahnung aber der Laufstil sah immer noch ganz gut aus aber ich reduzierte den Abstand von Schritt zu Schritt. Ihm fehlte die Geschwindigkeit und bei mir lief es wieder.
Ich wollte ihn aber nicht überholen, da ich wirklich Angst hatte damit alles wegzuschmeißen. Ich begann mit dem rechnen und war erstaunt das Dvons Rechenexempel nicht ganz passen konnte, selbst wenn ich das Tempo von knapp über 5:00/k weiterlaufen könnte, könnte ich an meine Vorjahreszeit rankommen.
Erstaunlicher Weise fühlte ich mich immer noch ganz gut und hätte noch etwas schneller laufen können, da ich aber die Elbwiesen schlecht in Erinnerung hatte wollte ich diesen letzten Abschnitt eigentlich nicht alleine laufen. Es kam ein schneller Läufer von hinten und ich nahm diese Chance war. Ich hängte mich an ihn und merkte aber schon nach kurzer Zeit das das nicht gut gehen konnte. Zu schnell, verdammt wie kann jemand ca 7 Kilometer vor dem Ziel so schnell unterwegs sein?
Ich musste ihn ziehen lassen und der Supergau war geboren. Elbwiesen, extremer Gegenwind und keiner weit und breit. Ich fluchte, nicht zu leise! Ich rief mir Dvons Worte vom CST 15 ins Gedächtnis. Dort waren die Schwimmverhältnisse katastrophal und er sagte zu sich: „Für mich ist das Schwimmen jetzt sehr schwierig, aber die anderen müssen damit auch fertig werden!“ Ergo, ich quälte mich dadurch, die anderen müssen das aber auch! Mental war es tatsächlich der Spruch der mich diese ca. 4 Kilometer überstehen ließen.
In der Dresdner Altstadt angekommen, die letzten beiden Kilometer. Ich hätte spazierend ins Ziel laufen können und ich hätte meine PB immer noch unterboten. Ich konnte die Zeit nicht fassen, überhaupt nicht!
Spazieren gehen kommt nicht in Frage, nicht nachdem ich 39 k überstanden hatte. Ich wollte nicht meine Zeit wegschmeißen wie auf dem BER Airport Night Run. Mit Tränen in den Augen ging es auf die letzten Meter ab ins Stadion und geschafft. Wahnsinns Zeit und der obligatorische Sprung über die Finishline! 3:22h für den letzten OEM kann sich sehen lassen, d.h in vier Jahren 1:07h verbessert!
Nach der Ziellinie nahm ich meine Familie glücklich in die Arme. Schnell Kalorien nachgeladen und zum Urkundendruck. Jetzt war auch der beste Zeitpunkt um die Massage zu genießen. Nach dem duschen haben wir uns gleich auf den Weg über die Autobahn nach Hause gemacht.
Der OEM ist wirklich ein verdammt schöner Marathon, die wunderschöne Landschaft und die tolle Organisation inkl dem neuen Stadion /Sportzentrum. Ich kann nicht versprechen das ich dort nie wieder laufen werde! 😉
Bildquelle: ©dastridream.de #4EDTD #dastridream
A so einem regnerischen Tag komme ich endlich mal zu einem Kommentar hier. Müssen wir das Ganze mal auseinandernehmen:
[Avon]: „Ich begann mit dem rechnen und war erstaunt das Dvons Rechenexempel nicht ganz passen konnte, selbst wenn ich das Tempo von knapp über 5:00/k weiterlaufen könnte, könnte ich an meine Vorjahreszeit rankommen.“
[Dvon] im Vorkommentar: „Der Halbmarathon in Berlin unter 01:40 steht schon zu Buche genau so wie der BER mit Rekord Kilometer-Split und.Bestzeitverfehlung wegen Genuss-Zieleinlauf. Insofern ist die 04:20 die Untertreibung des Jahres. ? Um die 4 Stunden ist immer drin bei Avon. Sollte ihn jemand auf der Strecke ärgern oder blöd anschauen, spricht nichts gegen eine 03:40.“
Kernpunkt ist doch vor allem eine Stelle:
[Dvon] „Insofern ist die 04:20 die Untertreibung des Jahres.“
Und damit lag ich – mal wieder – völlig richtig. Selbst WENN die Beine schwer sind, war mir klar, dass der Sub 4 nichts im Wege steht. Die einfache Rechnung:
[AVON] „Marathondistanz 2xHM + 0:30H wäre bei mir 1:40h+1:40h+0:30h = ca. 3:50h“
ließ für mich keinerlei Zweifel an dieser Vorhersage.
Auf Grund Avon’s Gejammere 🙂 habe ich mir eine echte Vorhersage gespart. Die hätte bei – ach wer weiß was – gelegen. Wie immer punktgenau 🙂