Nun wage ich mich endlich mal an dieses Thema heran. Bisher habe ich immer irgendwelche Gründe gefunden, keine Zeit zum Schreiben zu haben. Vielleicht liegt es aber auch an der Materie. Ein Uhrenvergleich zwischen Fenix 5 und Samsung Watch könnte ganze Bücher füllen. Deswegen habe ich mich für den sperrigen Titel entschieden. Ich schildere meine Erfahrungen mit der Galaxy Watch und vergleiche diese an der einen oder anderen Stelle mit der Fenix.
Zum Geburtstag bekam ich eine Galaxy Watch. Nach den ersten Monaten Nutzung ist und bleibt die Fenix mein sportlicher Favorit. Für mich die beste Sportuhr auf dem Markt. Dennoch bin ich letzter Zeit viel mit der Galaxy Watch unterwegs.
Garmin’s Historie ist die Navigation, Samsung kommt vom Smartphone. Ihren Stammbaum merkt man den beiden Uhren auch an. Während die Fenix auf Sport ausgerichtet ist, ist die Galaxy Watch quasi eine Verlängerung des Smartphones.
Der Grund, warum ich derzeit meist mit der Samsung unterwegs bin, ist die Erreichbarkeit. Ich kann es nicht wirklich begründen, aber insbesondere beim Laufen mag ich kein Smartphone mitnehmen. Die Samsung ist mit LTE ausgestattet, so dass ich unterwegs immer über Telefon und Chat erreichbar bin. Das ist genial. Als ich im Sommer schwimmen war, hatte ich immer das Problem der Erreichbarkeit. Oft bin ich zum See gelaufen, geschwommen und zurück. Im Triathloneinteiler war kein Platz für ein Smartphone und am See wäre auch nur der Laufschuh ein mögliches „Versteck“ gewesen. Die Suche nach einem guten Versteck erübrigt sich nun, ich bin mit der Uhr nun gut erreichbar.
Auch das Thema Bezahlung ist mit der Samsung – hoffentlich bald – geklärt. Samsung Pay gibt’s seit kurzem auch in Deutschland und ich hoffe die Funktion wird auch auf der Uhr bald freigeschaltet. Bezahlen, Telefonieren, Chatten, Musik hören, Aktivitäten aufzeichnen und Navigation. Alles am Handgelenk. Cool.
Zum Thema Kommunikation bleibt anzumerken, dass es keine ChatApp wie WhatsApp oder Threema für die Uhr gibt. Um Chatnachrichten zu empfangen, muss das SmartPhone, gerne auch auf dem Schreibtisch zu Hause, aktiviert sein. Telefonieren allerdings funktioniert immer.
Die Navigation erfolgt bei Samsung über komoot. Es gibt eine native App für die Uhr. Wie im Frühjahr geschrieben, setze ich seit einiger Zeit auch im Training auf komoot. Das GPS der Uhr ist beim Navigieren und auch beim Aufzeichnen sofort da. Null Wartezeit. Perfekt.
Navigation gibt es bei Garmin schon lange, auch meine alte Fenix 2 kann das. Kartennavigation ist erst ab der Fenix 5 Plus möglich, Garmin Pay ab der Fenix 6 und auch nur mit ausgewählten Banken. Telefonieren und chatten ohne Smartphone meines Wissens gar nicht. Also spricht alles für die Samsung und ich kann meine Garmin verschenken? Mitnichten. Denn wo Licht ist, ist auch Schatten. Und den möchte ich nachfolgend beleuchten.
Fangen wir mit dem größten Manko an, der Laufzeit. Die Uhr muss jeden Tag aufgeladen werden, auch wenn man keine Aktivitäten aufzeichnet. Im Gegensatz zur F5 ist der Bildschirm immer deaktiviert, es sei denn, man dreht an der Lünette oder hält die Uhr in eine bestimmte Position. Im Alltag kein Problem, beim Training nervt das gelegentlich, da man die erforderliche Position zur Aktivierung des Bildschirm nicht immer hinbekommt.
Eine Aktivität zeichnet man über eine App auf. Standardmäßig ist das Samsung Health. Die App verfügt über eine Vielzahl von Sportmodi und zeichnet die Aktivitäten zuverlässig auf. Die Samsung verfügt über eine Herzfrequenzmessung am Handgelenk, die nach meiner Erfahrung recht zuverlässig funktioniert. Externe Sensoren wie z.B. ein Pulsgurt kann man über die App nicht anbinden. Moderne Pulsgurte wie z.B. der Polar H10 lassen sich via Bluetooth zwar verbinden, aber das interessiert die App überhaupt nicht.
Der größte Nachteil von Samsung Health ist die Smartphone App. Die ist, um es mal gelinde auszudrücken, Schrott. Wie meine Freunde von adidas hat auch Samsung kein Webportal für die Aktivitäten. Wer ernsthaftes Training betreibt, der kommt mit Samsung nicht weiter. Klar hat auch Garmin eine Smartphone App, aber eben auch ein sehr umfangreiches Webportal, in dem Strecken, Trainings und Intervalle geplant und auf die Uhr übertragen werden können. Es gibt bei Samsung Health zwar verschiedene Programme, wenn aber ein Training für einen 10 km Lauf das Programm mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad ist und nur 10 Wochen umfasst, dann erübrigt sich jeder weitere Kommentar.
Ein weiteres Manko zeigt, das Samsung „so was“ von keine Ahnung von Sport hat und auch nicht dran interessiert ist: die Pulsschwellen. Die App errechnet die Pulsschwellen nach der genialen Formel 220 – Alter. Wie modern *Sarkasmus aus*. Es gibt keine Möglichkeit, diese manuell einzugeben.
Die Uhr ist toll, aber die Entwicklungsabteilung scheint nur aus Werkstudenten zu bestehen. Keine Ahnung von Sport. Und wenn man die Einträge im Forum liest, in der viele wirklich tolle Hinweise gegeben werde sowie die Ignoranz der Entwickler, darauf einzugehen, dann wage ich vorherzusagen, dass Samsung nie den Weg in den ernsthaften Sport finden wird.
Die Uhr selbst ist ein edles Stück High-Tech, die App wie gesagt Schrott. Sie ist nicht in der Lage, die gelaufenen oder gefahrenen Höhenmeter anzuzeigen. Im Samsung Forum ist zu lesen, dass das in früheren Versionen ging, aber sehr ungenau war. Statt die Funktion zu korrigieren wurde sie einfach entfernt. Das ist ein Armutszeugnis für Samsung. Die Krönung des ganzen ist eine fehlende Exportfunktion. Man kann die Aktivität als GPX exportieren, das schon. Aber GPX enthält lediglich die GPS Koordinaten der Strecke, kein Puls, keine Kilometersplits. Die meisten Daten zeichnet die Uhr auf, aber sie rückt sie nicht raus.
Hier kommt jetzt eine zusätzliche App zur Anwendung: FitnessSyncer. Die App extrahiert die Daten und lädt sie in eigenes Portal. Dort hat man eine gute Übersicht über die Aktivitäten. Ein großer Nachteil für mich sind die nicht nachvollziehbaren Splitzeiten. Sie stimmen nicht mit Samsung Health und auch nicht mit dem Gedächtnisprotokoll überein. Ich hatte Kontakt mit dem Service von FitnessSyncer. Die antworten sehr schnell, stehen aber auf dem Standpunkt, dass ihre Werte richtig sind.
Der zweite große Nachteil für mich ist der Import in das Garmin Connect Portal. FitnessSyncer erlaubt den Export der Aktivitäten, in einige Portale geschieht das sogar automatisch. Allerdings sind die TCX Dateiformate nicht exakt identisch mit Garmin, so dass weder die Rundenzeiten noch die Zuordnung von Puls und Geschwindigkeit im Garmin Portal funktionieren.
Wie oben geschrieben, stammt die Galaxy Watch vom Smartphone ab. Das bedeutet, dass es unzählige Entwickler gibt, die eigene Apps für die Uhr entwickeln.
Die App meiner Wahl ist seit Dezember Sporty Go!. Diese App stammt von einem Entwickler aus Leipzig und wird ständig weiter entwickelt. Die App reizt das volle Potential der Uhr aus. Zunächst erlaubt die App über Blootooth LE externe Sensoren wie einen Pulsgurt anzubinden. Die Forumsberichte über die Funktionalität sind ausschließlich positiv. Vielleicht lege ich mir noch einen neuen Gurt zu :-). Ich habe mir nun einen H10 Gurt zugelegt. Der soll auch an der Garmin funktionieren, da er sowohl Bluetooth als auch ANT+ hat. An der Samsung Watch funktioniert der Polar H10 einwandfrei.
Die Aktivitäten können nach Beendigung automatisch in verschiedene Portale hochgeladen werden, bei mir nach Google Drive. Funktioniert super. Das oben beschriebene Problem der Aktivierung des Displays fällt nicht so ins Gewicht, da man eine Sprachausgabe z.B. pro gelaufenen Kilometer aktivieren kann.
Die App zeichnet alle relevanten Werte, wie Puls, Strecke, Kilometersplit und Höhe auf. Gut, zuverlässig und (fast) fehlerfrei. Einzig die ausschließliche Bedienung über das Touchdisplay der Uhr ist nervig. Das Display selbst ist hochsensibel und wird auch schon mal durch die Jacke aktiviert. Hier wäre das Sperren des Screens und die Benutzung der Uhrenknöpfe eine gute Verbesserung. In den Einstellungen können die Knöpfe belegt werden. Klappt prima. Und der der Screen wird nach einigen Sekunden auch gesperrt. Cool.
Das ist dringend nötig, falls die App jemals einen Modus für Multisportarten wie Triathlon anbieten sollte. Im Wettkampf auf dem Display rumfummeln wäre ein No Go.
Die aufgezeichneten Werte lade ich dann nach Garmin Connect hoch, nicht ohne vorher noch eine Fake Garmin Uhr als Gerät einzutragen. Im Connect Portal allerdings wir die sekundengenaue Geschwindigkeit nicht korrekt angezeigt. Ich sehe teilweise Tempospitzen von 2 Minuten pro Kilometer. Das ist ein Ärgernis, insbesondere im Hinblick auf unsere 1000 Meter Challenge.
Meine aktuelle Lösung heißt Runalyze. Nachdem ich dutzende Portale auch von Polar und Suunto und weitere ausprobiert habe, bin ich auf dieses Portal von zwei Entwicklern aus Niederkirchen gestoßen. Der Datenabgleich mit Garmin Connect funktioniert automatisch. Die Datenqualität sowie die Analysemöglichkeiten gefallen mir deutlich besser als bei Garmin.
Mein Fazit: Die Fenix 5 ist und bleibt meine Uhr, wenn es um Wettkämpfe geht. Die Galaxy Watch ist ein geniales Stück Hardware mit nutzloser bzw. fehlender und fehlerhafter Samsung Software. Die Nutzung der 3rd Party App Sporty Go! und des Portals Runalyze sind ein Muss, wenn man ernsthaft trainieren will.
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